Warum kümmerst du dich um sowas?

Es fällt mir einfach schwer, zu manchem die Klappe zu halten. Von sprachlichen Schnitzern bis hin zu politischen Debatten. Also sammle ich, was mir so auffällt -- und eine Bemerkung verdient...

Mittwoch, 31. Mai 2017

Du denkst also, die Opfer sind schuld?

Karma und Holocaust

Viele Menschen ärgern sich sehr über die Idee von Karma und weisen darauf hin, dass es unerträglich ist sich vorzustellen, die Opfer zum Beispiel des Holocaust seien "selber schuld" an ihrem Schicksal, denn das sei ja die Aussage von Karma.
Abgesehen davon, dass dies oft ein Argument ist, um die Karmalehre zu widerlegen und ad absurdum zu führen, ist es so einfach nicht, denn so zu denken wäre zynisch.

Wie sollte man es dann betrachten?
Buddhismus, Hinduismus und viele andere geistige Richtungen betrachten die Karmalehre als ein Naturgesetz von der gleichen Grundsätzlichkeit und Unverrückbarkeit wie die Gravitation, ja, noch unverrückbarer. Sie wurde aus dieser Sicht nicht aus manipulativen Gründen erfunden oder geschaffen, wie manche unterstellen.
Karma kann man aber nicht betrachten, ohne zwei andere Bestandteile dieser Philosophien mit einzubeziehen,
1. Die Lehre von der illusionären Natur aller Erscheinungen,
2. Die Notwendigkeit von Mitgefühl.
Die illusionäre Natur ergibt sich — um es unerlaubt simpel auszudrücken — durch die Tatsache, dass wir die Welt einzig durch unsere eigenen Sinne und unser Bewusstsein erfassen können. Und dieses Bewusstsein ist kein Scanner, der die Welt sachlich erfasst, sondern setzt bereits vor der Wahrnehmung die Parameter, unter denen wir die Welt betrachten. Wir sehen also nichts unvoreingenommen, sondern wir sehen es durch unser eigenes Bewusstsein vorsortiert und vorgedeutet.  Das ist ein Aspekt, um die Aussage, die als Ansicht über "Leerheit" (Shunjata) gilt, nur vage anzudeuten.
Wenn wir normalen Menschen nicht in der Lage sind, die wahre Natur aller Erscheinungen zu erfassen, einschließlich der wahren Natur von uns selbst, könnten wir auf die Idee kommen, dass es ja keine Rolle spielt, wie wir miteinander umgehen, denn wenn alles Illusion ist, ist es ja egal, weder ich selbst noch die anderen sind wirklich existent.
Wer so argumentiert, vergisst jedoch, dass es Leiden gibt, die als wirklich erfahren werden. Wir selber sind ja in der Lage, das so zu erfahren! Wie könnten wir glauben, unser Handeln dürfe Leiden verursachen, wo wir doch selber leiden und uns wünschen, nicht zu leiden, sondern Freude zu erfahren?
Daraus ergibt sich zwingend, dass das einzig logische Handeln darin besteht, auch die anderen vor Leid zu bewahren und ihnen Freude zu schenken. Denn wenn wir Leid als real existierend erfahren, wird es allen anderen auch so gehen.
Zu dieser Einstellung gehört auch, dass man über die Leiden anderer niemals mit einer anderen Grundeinstellung nachdenkt als Mitgefühl.

Der Gedanke, dass jemand sein Leiden verdient hat, verrät einen großen Mangel an Mitgefühl. Im Gegenteil müssen wir allein schon solche Aussagen vermeiden, weil sie kränkend und beleidigend sind. Die Idee von Karma sollte einzig auf uns selber eine erzieherische Wirkung haben, sie sollte uns zeigen, dass unser eigenes Leiden die Folge ist, dass wir diesen Zusammenhang nicht verstanden haben. Nur über sein eigenes Karma kann man vage etwas aussagen, weil es aus dem Jetzt-Zustand ablesbar ist; und der Nutzen ist einzig, sein eigenes Handeln zum Nutzen der Wesen auszurichten. Weder hat es Sinn, auf eigenes Wohlergehen in der Zukunft zu spekulieren, noch darüber nachzudenken, was die karmischen Ursachen im Leben anderer zu bedeuten haben. Das zu tun bedeutet gravierendes Unverständnis des gesamten Zusammenhangs.

Wir sind Täter und Opfer
Auf die Nachricht vom Leid anderer darf ich nur reagieren, indem ich denke: "Dieser Mensch (oder ein anderes Wesen) hat eine große Last zu tragen. Was kann ich tun, um ihm das zu erleichtern?" Die zweite Frage dürfte dann lauten: "Was kann ich tun, um mein eigenes Handeln so zu entwickeln, dass ich selber von Leiden frei werde?"
Es ist vollkommen irrelevant darüber nachzudenken, "was jemand getan haben mag, um so großes Leid zu erfahren". Wir alle haben in unendlich langen Zeitperioden eine Form von Leben durchlaufen, die uns Karma angehäuft hat, und wir kennen es nicht. Wir können nicht sicher sein, ob nicht auch auf uns Leid wartet, das wir dann ähnlich kommentieren können. Wir wissen nicht, ob Wesen vielleicht seit Milliarden Jahren gutes Karma angehäuft haben, dann aber die Folgen von schlechtem sehr massiv in kurzer Zeit erfahren. Vielleicht stehen diese Wesen in ihrer karmischen Gesamtbilanz weit über uns, aber wir können das nicht erkennen, weil wir immer nur winzige Ausschnitte aus der Geschichte wahrnehmen. "Wenn der Feind mich tötet und dafür viele Weltzeitalter in der Hölle sein wird — bin nicht ich sein Mörder?" fragt Shantideva.

Das Universum ist unser Blinder Fleck
Das bringt uns zu dem Thema "Illusionen". Denn auch unsere Idee einer abgegrenzten Individualität ist aus der Sicht des Buddhismus eine Illusion. Wir sind durch lange Weltzeitalter mit den anderen Wesen so verbunden und verflochten ("Alle Wesen, zahlreich wie Tropfen im Ozean, waren einmal unsere Mütter"), dass die Vorstellung von einem eigenen "Ich" ebenfalls ein Irrtum ist. Wir sind nur eine zeitweilige Ansammlung von Komponenten (Skandha). Unser Tod löst diese Ansammlung wieder auf.  Wir können daher auch sagen, es gibt nicht so etwas wie ein exakt abgegrenztes Karma, "mein" Karma oder "dein" Karma. Einzig die Schärfe des Leides, das wir selber erfahren, hat für uns Realitätscharakter. Dennoch ist auch dies letztlich eine Illusion, ein Spiel des eigenen Geistes. Das wird erkennbar, wenn wir vergleichen, wie verschieden die Wesen die gleiche Situation erfahren. Der eine verbringt viele Nächte in lauten, verrauchten, dunklen Räumen, wo man das eigene Wort nicht versteht, und hat Spaß; für einen anderen ist das der Inbegriff der Hölle.

Noch etwas zum Handeln
Es ist wesentlich, wenn wir den Weg gehen wollen, anderen zu helfen und sie zu beschützen und zu erfreuen, dass wir begreifen, was genau dazu hilfreich ist. Viele glauben, sie könnten von außen bestimmen, was für einen anderen gut ist. Wir kennen das von unseren Eltern, die sich da ziemlich sicher sind und uns damit die Jugend verpestet haben. Zum einen spielt es eine große Rolle, was beim Opfer der Wohltat als subjektive Erfahrung herauskommt. Erfüllt die "Hilfe" seinen Wunsch oder nicht? Zweitens zählt das Ergebnis: Verbessert die Tat sein Befinden, auch wenn es etwas ist, was er sich nicht gewünscht hat? Zum Beispiel in der Suchttherapie ist das der Dreh- und Angelpunkt. Es muss also gelegentlich auch etwas getan werden, was sich das Opfer nicht gewünscht hat; wir sind dann im Konflikt, es zu tun und für unangenehme Folgen verantwortlich zu sein oder es zu lassen und den Schaden zu akzeptieren, den das Opfer sich selber damit antut.
Das ist ein Konflikt, den wir nur mit Weisheit lösen können. Denn die ist eine der beiden Säulen, auf denen das Heilsame ruht, die andere ist der Verdienst durch heilsames Tun.
Weisheit — zu erkennen, was das Richtige ist, das man tun kann — ist ein entscheidender Faktor, um für andere Wesen nützlich zu sein. Sie kann uns manchmal dazu bringen, den anderen einfach nur in Ruhe zu lassen, jedoch nie aufzuhören, ihn gedanklich mit guten Wünschen zu begleiten.
Was also sage ich, wenn mich jemand fragt, ob ich glaubte, die Opfer des Holocaust seien selber schuld an ihrem Schicksal? Ich sage, wir alle sind irgendwann Täter und auch Opfer solcher Handlungen gewesen. Darum ist es völlig unsinnig, in dieser Weise darüber nachzudenken, sondern wir sollten einzig Mitgefühl mit den Opfern empfinden und unser eigenes Handeln davon bestimmen lassen, künftig das Richtige zu tun. Es ist unsinnig, an diesem Punkt das Gesetz des Karma widerlegen zu wollen. Wird die Gravitation durch fliegende Objekte widerlegt?


Letztliches Unbehagen
Wenn Kritiker der Karmalehre die Ausgangsproblematik ansprechen, drücken sie damit ein Unbehagen gegenüber der gesamten Philosophie aus. Ihre Kritik fällt möglicherweise auch deshalb drastisch und emotional aus, weil die Karmalehre die Zusammenhänge von Leben und Tod in einer sehr schonungslosen Weise anspricht. Indische Yogis und buddhistische Mönche konfrontieren sich mit dem, was andere gern verdrängen und mit kuscheligen Heilsversprechen umpolstern. Wir denken nicht gern über dergleichen nach. Und schon ventiliert ein Teil der Gesellschaft diese Tabus durch Erscheinungen wie Gothics und Horrorfilme. Dennoch stellen Hinduismus und Buddhismus eine positive Perspektive dar, nämlich die Möglichkeit, durch gute Werke gutes Karma anzuhäufen bzw. — wie der Buddhismus es sieht — durch Verdienst und Weisheit letztendlich die Erkenntnis der Illusionsnatur der Phänomene zu erlangen und dadurch von Leid frei zu werden. Dem, der diese Pointe des Gedankengebäudes nicht kennt, erscheint das Bruchstück "Karmalehre" notwendigerweise bedrohlich und unverständlich, ja empörend.

Montag, 7. November 2016

Autist?

Glaubt mir keiner. Eloquent und viele Freunde. Ja, und dennoch wollte ich es wissen, weil nahezu drei Jahre Kontakte mit Autisten per Mail und Foren mich überzeugt haben, daß ich die stärksten Parallelen mit allen Bevölkerungsgruppen hier finden kann. Tatsächlich befinde ich mich jetzt mitten im Diagnoseprozeß. Vier Sitzungen haben stattgefunden, die man mir gewährt  hat, und ich denke, wenn ich aussichtslos neurotypisch wäre, hätte es nur die erste gegeben. Nun warte ich auf die Diagnose, die einem Abschlußgespräch folgen soll.
Was mich ein wenig von anderen Autisten unterscheidet: Ich habe die Gespräche angenehm gefunden. Man hörte mir zu, es war eine Chance, schon durch das Aussprechen einiges zu klären. Und während ich am Anfang dieser Vermutung -- also schon vor ca. 3 Jahren -- einen gewissen Eifer an den Tag legte, just diese Vermutung zu beweisen, bin ich jetzt offen für das Ergebnis, das da kommen mag. Denn auch die Diagnose einer Hypersensibilität oder chronisches Trauma wäre ein Fingerzeig in eine Richtung, in der man weiterforschen und vielleicht die schwierigen Folgen der Veranlagung ein Stück weit therapieren kann.
Auch wenn ich in einigen Monaten 68 Jahre alt sein werde.

Montag, 11. Juli 2016

GROBE SCHLUBKUNDGEBUNG, WEIBHERBST & FREMDENHAB

Natürlich gibt es kein GROßES ß, nicht mal ein großes. Daß (Pardon, ich schreibe klassische Orthographie, auch in meinen Romanen) es zu einer immer häufigeren Verwendung kommt, ist die Schuld der "Recht"-schreib-"Reform", die einen Paradigmenwechsel vollzogen hat, sie hat das ß umgewidment von einem Zweck zum anderen. Sie hat aus einem Anzeiger für Wortschlüsse ein Lautgeberzeichen gemacht. Und das ist Unsinn. Das ß war nie ein wirkliches Signal für einen lang gesprochenen Vokal (wir haben ja auch vor der "Reform" in Worten wie "Mißbrauch", "Schißhase" oder "Faßbrause" keinen langen Vokal gesprochen!), sondern es zeigte einen Wortschluß an.
Und noch ein Argument gibt es. Im Ausland (und wir wollen doch Weltbürger sein) wird es vollends nicht verstanden, wie dieses Logo beweist: Es stützt sich natürlich auf das griechische Beta, den Ursprung unseres B. Niemand außer uns würde darin einen Zischlaut erkennen.
Liebe Grafiker-Kollegen! Wenn es Namen zu setzen gilt, deren Träger verständnislos wären, wenn man aus einer Frau Maß eine Frau Mass machen würde, dann bedient euch doch einfach aus dem gemischten Setzkasten! Und erinnert euch und andere, daß es sich um eine Ligatur handelt, SS oder SZ -- Vielleicht kann Frau MASZ so glücklich werden.

Montag, 8. Februar 2016

Traumatisiert

Kürzlich unterhielt ich mich mit einem der für das Wohl der Stadt Verantwortlichen. Und er sprach mit leiser Empörung davon, was für Argumente die Demonstranten vorbrachten, die sich gegen den Bau von Flüchtlingsunterkünften wehren. Er war just unterwegs gewesen, um mit aufgebrachten Bürgern (Hamburgern, keinen Wendeverlierern) zu reden, die verhindern wollten, dass auf einer grünen Wiese eine Flüchtlingsunterkunft gebaut wird.
Ja. Auf einer grünen Wiese, die schützenswert ist gegenüber dem Unterfangen, Menschen, die aus einer lebensgefährlichen Umgebung kommen, zu uns zu lassen und unterzubringen. Da entblödete sich doch ein Bürger nicht, sein psychologisches Expertentum hervorzukehren und zu behaupten, die Begegnung mit Flüchtlingen sei für ... (Kinder? Jugendliche?) traumatisierend. Aber ich hoffe doch! Teilt mal das Trauma, das wird euch guttun!

Wissen Sie, was traumatisierend ist? Bei Hitze kein Wasser zu bekommen. Bei Kälte keine Unterkunft.
Im Keller zu sitzen, während Bomben fallen. 
Nicht im Keller zu sitzen, während Bomben fallen.
Nicht zu wissen, wo die Liebsten sind, Eltern, Kinder, Ehepartner. Und ob sie leben.
Sein bloßes Leben gerettet zu haben.

Eure Großeltern wissen das vielleicht noch. Der Anteil von Flüchtlingen an der Gesamtbevölkerung war bis zu 24%! Das heißt: In den östlichen Bundesländern wurde fast jeder Vierte als Flüchtling oder Vertriebener integriert, während die Städte in Trümmern lagen und Hunger und Brennstoffmangel das Leben schwer machten.
Und da glauben Leute, man könnte nicht einige Hunderttausend in diesem reichen Land unterbringen?
Die das denken, sollten sich wirklich schämen.


Montag, 1. Juni 2015

Was ist Behinderung?

"Behinderung" ist alles, was dem Betroffenen Nachteile einbringt. In dem Wort ist nicht enthalten, auf welchem Gebiet. Und schon gar nicht, dass es körperlich sein muss. Und was den meisten Leuten auch nicht klar ist: Die Ursache der Behinderung liegt sehr oft gar nicht am Betroffenen, sondern an der Unwissenheit und Rücksichtslosigkeit der Mitmenschen. Das sagt ja auch der Sprachgebrauch: "hindern" und "behindern" beschreibt eine Erfolglosigkeit ohne eigenes Zutun, Versagen oder gar eigene Schuld.
Das Wort "hemmen" – meine Vermutung – hat mit "Hemm" zu tun, was in Norddeutschland eine Vegetation beschreibt, die das Fortkommen unmöglich macht: "Hemmoor", "Hamm", "Hammerbrook", alles Orte, die niedrig liegen und daher in der Frühgeschichte mit Auwald und Buschwerk bewachsen waren. Im Frühling waren sie zudem überschwemmt und konnten darum praktisch vom Menschen nicht betreten werden. Nur mühsam angelegte Bohlenwege ermöglichten den Zugang, der "Holzweg", der niemals eine durchgehende Straße war, im Gegensatz zum gepflasterten Reiseweg. Unsere Vorfahren konnten sich an solchen Orten nur Siedlungsplätze schaffen, wenn sie in harter Knochenarbeit Plätze rodeten und Wege zwischen Wohnplatz und Wasser, dem damals besten Reiseweg, freihielten.
Woher kommt das Wort "hindern"? Das lateinische "impediere" heißt wörtlich "der Füße berauben", "entfußen". Der mit Tieren vertraute Mensch der Frühzeit wußte, dass man ein Tier am wirkungsvollsten stoppt, wenn man seine Hinterbeine blockiert. Der Schäfer fängt ein Schaf ein, indem er mit seinem Krummstab das Hinterbein vom Boden hebt.
"Wir sind nicht behindert, wir werden behindert", lautet die Korrektur durch Campagnen, die das Verständnis für die Lage behinderter Menschen vertreten. Gerade bei nicht sichtbaren Behinderungen ist das möglicherweise schon die ganze Wahrheit. 

Der Autist, der sich nicht verbal ausdrückt, noch viel mehr der, der sich zwar ausdrücken kann, aber nicht so, dass man ihn versteht, und der somit als Spinner abgetan wird, als jemand, den man nicht in seinen Kreisen haben möchte, auf den niemand Rücksicht nimmt, weil er scheinbar könnte, wenn er nur wollte – sie werden von der Gemeinschaft einfach nur nicht mitgenommen.
Und das ist ihr Leiden.

Dienstag, 10. März 2015

Autismus und Essen

Liebst Du Dich selber genug? Wir haben doch ein Recht, uns selber zu verwöhnen. Das Essen soll schön aussehen, mit ein bisschen Liebe zu uns selber zusammengestellt sein und alles enthalten, was wir brauchen. Optimal wäre es, wenn ein großer Teil eines Getreides da ist, also Vollkorn-Nudeln, Reis oder Brot; dann ein wenig Eiweiß; viele Autisten sind Veganer oder Vegetarier, also spreche ich vielleicht eher von Champignons oder Haselnüssen. Kichererbsen liefern ganz viel pflanzliches Eiweiß und sehr wenig Fett. Es gibt aber auch keinen Grund, sich vor Fett zu fürchten, etwas gutes Öl (Oliven- oder Sesamöl) darf auch dabei sein. Gemüse sollte gegart sein, nicht roh. Es erleichtert das Aufspalten, und Wenig- oder Seltenesser haben ein Energieproblem und sollten daher Heißes trinken und essen. Vor dem ständigen Gebrauch von Kartoffeln muss gewarnt werden. Sie dehydrieren und belasten daher auch die Nieren. Das können Menschen, die das Essen sowieso vergessen, auch nicht brauchen.
Wenn Du ein Problem mit dem regelmäßigen Essen hast, muss das Essen besonders liebevoll gemacht und verlockend dargeboten sein. Wenn Du ein Problem mit fehlendem Sättigungsgefühl hast, muss die Portion von Anfang an klar definiert sein und auf einem Teller angeordnet sein. Da darf dann weder aus dem großen Salat-Topf gegessen werden noch vor dem Kühlschrank hier und da einzelne Bissen genommen werden. Ästhetische Zusammenstellung, Garnierung mit Feldsalat oder Rucola, ein kleiner Klecks Meerrettichsahne hier, einer mit Kaviarcreme dort: Das ist kein Luxus, sondern eine Hilfe.
Alle Organe brauchen Nahrung. Eine verstopfte Gallenblase macht aggressiv, eine schwache Leber erzeugt ein Gefühl von Sinnlosigkeit und Trauer. Eine durch Hunger geschwächte Lunge erzeugt depressive Stimmungen, das durch Hunger geschwächte Herz erzeugt finstere Visionen. Durch zuviel oder zu wenig Trinken geschwäche Nieren erzeugen Angst.
Um mit den Herausforderungen unseres besonderen Lebens klarzukommen, brauchen wir eine optimale Unterstützung, und was immer auch eine innere Stimme uns ins Ohr sagt, wir verdienen das.

Sonntag, 18. Januar 2015

Was will Pegida? Ja, was wollen die denn hier?

Da immer wieder auf die 19 Punkte der Pegida hingewiesen wird, habe ich mir mal die kleine Mühe gemacht, sie einen nach dem anderen zu zerpflücken. Es sind durchweg überflüssige, heuchlerische oder in ihrem gedanklichen Kern undemokratische Gedanken, die ich hier mal kritisch geunwürdigt habe. Meine Meinung ist in Rot gefasst, das ist wahrscheinlich reiner Zufall.


Punkt 1 - Kriegsflüchtlinge

PEGIDA ist FÜR die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen und politisch oder religiös Verfolgten. Das ist Menschenpflicht


Heuchelparagraph. Das steht sowieso fest.

Punkt 2 - Recht auf/Pflicht zur Integration

PEGIDA ist FÜR die Aufnahme des Rechtes auf und die Pflicht zur Integration ins Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (bis jetzt ist da nur ein Recht auf Asyl verankert)!


Eine "Pflicht zur Integration" darf es nicht geben, denn erstens verstößt das gegen die freie Entfaltung, die ein Mensch kulturell bei uns genießt, zweitens ist die Integration ja sowieso im Interesse eines Menschen, der aus dem Ausland kommt, oft notgedrungen; und wenn die scheitert, ist das überwiegend die Folge der Unfreundlichkeit des Gastlandes. Damit meine ich auch andere Europäer.

Die Forderung nach einer "Pflicht zur Integration" ist wie jemand die Treppe runterschubsen und ihm nachzurufen, warum er denn so schnell läuft.


Punkt 3 - dezentrale Unterbringung


PEGIDA ist FÜR dezentrale Unterbringung der Kriegsflüchtlinge und Verfolgten, anstatt in teilweise menschenunwürdigen Heimen!


Wie stellt ihr euch das vor? In Familien? In eurer vielleicht? Na, dann stellt mal Räume zur Verfügung. Das ist aber auch wieder so ein Heuchelparagraph, der so tut, als hättet ihr Sympathien oder gar Mitgefühl. Es ist aber für Menschen, die mit Gewalt aus ihrem sozialen und kulturellen Zusammenhang gerissen worden sind, sehr wichtig, wieder mit Landsleuten zusammenzutreffen und sich mit ihnen gemeinsam Mut zu machen. Die Möglichkeiten, einander zu treffen, sind für ihr seelisches Überleben in der Fremde absolut notwendig.


Punkt 4 - gesamteuropäischer Verteilerschlüssel

PEGIDA ist FÜR einen gesamteuropäischen Verteilungsschlüssel für Flüchtlinge und eine gerechte Verteilung auf die Schultern aller EU-Mitgliedsstaaten! (Zentrale Erfassungsbehörde für Flüchtlinge, welche dann ähnlich dem innerdeutschen, Königsteiner Schlüssel die Flüchtlinge auf die EU-Mitgliedsstaaten verteilt)


Damit die ärmeren Länder unverhältnismäßig große Lasten schultern müssen? Deutschland hat die ökonomische Kraft, um noch viel mehr Leute aufzunehmen.

Punkt 5 - Senkung Betreuungsschlüssel

PEGIDA ist FÜR eine Senkung des Betreuungsschlüssels für Asylsuchende (Anzahl Flüchtlinge je Sozialarbeiter/Betreuer – derzeit ca.200:1, faktisch keine Betreuung der teils traumatisierten Menschen)


Wäre doch eine Idee, aus euren Reihen Leute zu suchen, die die entsprechende Ausbildung haben und vielleicht mal ehrenamtlich ein paar Stunden herzuschenken.

Punkt 6 - Aufstockung Mittel für BAMF

PEGIDA ist FÜR ein Asylantragsverfahren in Anlehnung an das holländische bzw. Schweizer Modell und bis zur Einführung dessen, FÜR eine Aufstockung der Mittel für das BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) um die Verfahrensdauer der Antragstellung und Bearbeitung massiv zu kürzen und eine schnellere Integration zu ermöglichen!


... und hoffentlich die Maßstäbe für die Anerkennung nicht gar zu eng zu fassen.

Punkt 7 - Aufstockung Mittel für Polizei

PEGIDA ist FÜR die Aufstockung der Mittel für die Polizei und GEGEN den Stellenabbau bei selbiger!


Ja, das fordern auch die Grünen und andere.

Punkt 8 - Ausschöpfung und Umsetzung Gesetze

PEGIDA ist FÜR die Ausschöpfung und Umsetzung der vorhandenen Gesetze zum Thema Asyl und Abschiebung!


Ich habe noch nie davon gehört, dass diese nicht ausgeschöpft würden. Eher auf übereifrige Weise.

Punkt 9 - Null Toleranz gegen Straffällige

PEGIDA ist FÜR eine Null-Toleranz-Politik gegenüber straffällig gewordenen Asylbewerbern und Migranten!


Die muss dann aber im Sinne der Gleichheit vor dem Gesetz auf alle ausgedehnt werden. Und da könntet ihr euch arg schneiden. 3 Jahre Knast für einmal Scheibe einwerfen? Abschiebung für einen abgelaufenen Ausweis? Ihr macht mir Spaß.

Punkt 10 - gegen frauenfeindliche, gewaltbetonte Ideologie

PEGIDA ist FÜR den Widerstand gegen eine frauenfeindliche, gewaltbetonte politische Ideologie aber nicht gegen hier lebende, sich integrierende Muslime!


Ja, wer könnte das nicht unterstreichen. Dafür gehen Menschen schon seit über 100 Jahren auf die Straße. Am schnellsten geht es aber voran, wenn man die demokratischen Entwicklungen in den Herkunftsländern nicht stört und wenn man Frauen auf einem eigenen Weg zwar unterstützt und sie vor Gewalt schützt, aber nicht so, dass das Gegenteil bewirkt wird.


Punkt 11 - Zuwanderung nach Vorbild...

PEGIDA ist FÜR eine Zuwanderung nach dem Vorbild der Schweiz, Australiens, Kanadas oder Südafrikas!


Ausgerechnet diese Reiche der Herzlosigkeit. Das wäre eine Schande für Deutschland.

Punkt 12 - sexuelle Selbstbestimmung

PEGIDA ist FÜR sexuelle Selbstbestimmung!


Ganz was Neues. Ich bin beeindruckt. Wie soll das aber in den Herkunftsländern erreicht werden? Hierzulande ist das doch sowieso anerkanntes Ziel. Also: Was ist das Neue, und wie soll das mit politischen Mitteln erreicht werden? Wollt ihr in die muslimischen Familien gehen und dort sexuelle Selbstbestimmung predigen? Viel Glück.

Punkt 13 - Erhaltung und Schutz Abendlandkultur

13. PEGIDA ist FÜR die Erhaltung und den Schutz unserer christlich-jüdisch geprägten Abendlandkultur!


Wo seid ihr denn christlich? Allenfalls missionarisch. Wenn ihr wollt, dass die meisten Menschen eine Religion haben und auch praktizieren, sie ernst nehmen und sich nach ihrem Ethos richten, dann entsprechen wohl am ehesten die Muslime diesem Maßstab. Denn solange die wenigsten Menschen hierzulande das tun, was in der Bibel steht (Sie essen Schweinefleisch? Na, dann lesen Sie mal in den Büchern Mose im Alten Testament nach. Das Alte Testament ist nicht so wichtig? Ja, wozu haben wir es dann?), steht die Behauptung einer christlich-jüdisch geprägten Kultur auf sehr schwachen Füßen. Und das, was Muslime tun und lassen, ist jedenfalls wesentlich näher an Jesus dran als unsere Alltagsrealität.
Ein solcher Verweis belegt für mich ganz klar, dass die Schreiber von Punkt 13 nicht die geringste Ahnung von den Übereinstimmung der Glaubensinhalte der drei Religionen haben.


Punkt 14 - Einführung von Bürgerentscheiden

14. PEGIDA ist FÜR die Einführung von Bürgerentscheidungen nach dem Vorbild der Schweiz!


Entscheiden oder Entscheidungen? Manchmal hat das Parteiensystem doch seine Vorteile, denn das Volk sieht nicht den Gesamtzusammenhang und die Folgen einer Forderung.

Punkt 15 - Keine Waffenlieferungen...

PEGIDA ist GEGEN Waffenlieferungen an verfassungsfeindliche, verbotene Organisationen wie z.B. PKK


Ausgerechnet PKK. Da seid ihr nun gegen Islamismus, und die PKK ist es auch. Nicht nur die "guten" Kurden kämpfen gegen Islamismus. Die PKK hat seit langer Zeit für politische und kulturelle Eigenständigkeit der Kurden gekämpft. Ja, mit gewaltsamen Mitteln. Auf dem Boden eines Staates, der ihre Sprache und Kultur seit langer Zeit unterdrückt. Es ist der türkische Staat, der die Kurden kollektiv verdächtigt. Und der den IS-Kandidaten aus Europa freie Durchfahrt durch die Türkei genehmigt hat. Also, bisschen besser informieren hilft.

Punkt 16 - Parallelgesellschaften...

PEGIDA ist GEGEN das Zulassen von Parallelgesellschaften/Parallelgerichte in unserer Mitte, wie Sharia-Gerichte, Sharia-Polizei, Friedensrichter usw.


Die sind nicht als Entscheider in Strafsachen zugelassen. Hingegen wie sich Leute in zivilrechtlichen Konflikten helfen lassen, wie sie Eigentums-, Partnerschafts- oder Nachbarschaftskonflikte lösen und wer ihnen dabei hilft, das ist ihre Sache. Es gibt ja auch Schlichtungsgespräche in Schulen, inzwischen eine feste Einrichtung. Soll damit auch Schluss sein?

Punkt 17 - Genderisierung

PEGIDA ist GEGEN dieses wahnwitzige "Gender Mainstreaming”, auch oft "Genderisierung” genannt, die nahezu schon zwanghafte, politisch korrekte Geschlechtsneutralisierung unserer Sprache!


Das ist aber nun wirklich ein Nebenschauplatz. Und es wundert mich auch, dass ausgerechnet die Kritiker der Islamisierung etwas dagegen haben, wenn eine Ingenieurin "Ingenieurin" genannt wird.
Ging es nicht auch darum, die Gleichberechtigung der Geschlechter in Schutz zu nehmen gegen die Unterdrückung der Frau, wie sie dem Islam angekreidet wird? Genderisierung ist das Bemühen, diese Gleichberechtigung in der Sprache zu verankern, ob nun gelungen oder nicht; aber diese Absicht geht doch gerade in dieselbe Richtung, die Pegida auch einschlagen wollte, also belustigt mich dieser Grabenkampf als Zeichen von Unausgegorenheit.
Was wollt ihr denn eigentlich?


Punkt 18 - Radikalismus

PEGIDA ist GEGEN Radikalismus egal ob religiös oder politisch motiviert!



Aha... auch gegen sich selbst? Denn etliche dieser Forderungen sind insofern radikal, als sie mehrfach die Tatsache vergessen, dass alle vor dem Recht gleich sind.

Punkt 19 - Hassprediger

PEGIDA ist GEGEN Hassprediger, egal welcher Religion zugehörig!

Auch das ist absolut überflüssig. Niemand ist für Hassprediger, denn sie selber und ihre Anhänger betrachten sie nicht als Hassprediger, sondern als Fürsprecher ihrer Überzeugung. So gesehen sind auch die Sprecher von Pegida Hassprediger.
Natürlich steht nirgendwo "Wir hassen Ausländer". So dumm sind sie nicht. Aber unterschwellig liegt jedem Paragraphen die Überzeugung zugrunde, dass Asylbewerber, Asylanten und Flüchtlinge Menschen mit weniger Rechten sind und bleiben sollen. Es wird auch nicht ausdrücklich unterschieden zwischen Asylbewerbern und Asylanten, die das Recht auf Asyl verbrieft bekommen haben. 


Von seiner Schwingung her ist dies ein Dokument der Herzlosigkeit, dem Null Verständnis für die Lebenswirklichkeit von entwurzelten Menschen zugrunde liegt. Das überrascht nicht, da ja offenbar diese Konzepte von Leuten geschrieben sind, die noch nie Kontakt mit Ausländern hatten -- und ich meine nicht, mal so eben auf der Straße, sondern lange Gespräche geführt und bei ihnen zu Hause zu Besuch gewesen zu sein. Das Lächerlichste daran überhaupt ist, dass solche Forderungen wie diese 19 Punkte ausgerechnet aus der Ecke Deutschlands kommen, die am allerwenigsten Kontakt mit dem "Problem" haben.
Leute, ihr habt ein ganz anderes Problem.
Findet heraus, was es ist, und meldet euch dann wieder!